Programmieren ist wie Brot backen

Vor kurzem hatten wir ein Gespräch am Küchentisch. Das Thema war in etwa: Warum Brot backen, Sauerkraut ansetzen und Gemüse einlegen, wenn man doch alle diese Dinge kaufen kann? Ist das nicht eine Freizeitbeschäftigung für die Wohlstandsgesellschaft? (*)

Schaut man auf Deutschland, so musste man vor gar nicht so langer Zeit noch selber für sein Essen sorgen, weil es den Supermarkt um die Ecke eben nicht überall gab. Heute gibt es sie aber an jeder Ecke. Noch vor Corona und besonders während der Pandemie wurde plötzlich Bananenbrot backen in, obwohl die Nahrungsversorgung gesichert war. Der nächste große Trend war Sauerteig-Brot backen. In der dritten Welle war dann plötzlich Bier selber brauen das nächste große Ding und Brot backen war out!

Beim Spazieren gehen kam mir der Gedanke, dass Open-Source-Programmieren als Hobby eigentlich nichts anderes ist, wie selber Brot backen. Genau wie beim Brot gibt es viele fertige Lösungen für den Computer oder das Smartphone - von den kleinsten Aufgaben wie Notizbuch-Anwendungen bis zu riesigen Büro-Softwarelösungen. Alles kann man mittlerweile kostenlos herunterladen, installieren und starten.

Auch hier kann die Frage lauten: "Wie hat der Programmierer es eigentlich hinbekommen, dass ich mit einem Klick das Programm starten kann?". Es scheint wie Hokuspokus, aber auch das kann man selber machen. Jeder fängt mal klein an. Und da ist Open Source echt toll - es ist wie eine öffentlich einsehbare Bibliothek von Backbüchern, nur eben für Software.

Wer sich also nicht die Hände am klebrigen Brotteig schmutzig machen will, kann ja heute noch versuchen, den Programmcode für ein Programm selbst herunterzuladen, zu kompilieren, zu installieren und zu starten. Und dann mal eine Zeile im Quellcode ändern, nur um zu schauen, was passiert. Im Prinzip ist das ja nichts anderes, als ein Rezept für Brot zu variieren - im Prinzip... :‑)

Wer jetzt gleich Lust bekommen hat, sich selbst zu versuchen, für den hab ich einen interessanten Artikel von dev-insider.de gefunden, in dem ein paar Tipps stehen, wie man am besten anfängt: https://www.dev-insider.de/wie-nimmt-man-an-floss-projekten-teil-a-987918/

(*) Und vergisst man darüber hinaus nicht die prekären Arbeitsverhältnisse, die unsere Wohlstandsgesellschaft durch ihre Standardisierung, Industrialisierung und Globalisierung hervorgebracht hat? Okay, ja, das kann sein. Aber man wird sich vielleicht erst über die Probleme der Globalisierung bewusst, wenn man selbst erfährt, wie schwierig es eigentlich ist, wirklich gutes Brot selbst zu backen oder das perfekte T-Shirt zu schneidern.