Warum das Experiment Erde irgendwie doof ist
Im Physikunterricht lernt man einen ganz wichtigen Grundsatz: Ein Experiment sollte von so wenig Variablen wie möglich abhängen, um eine Theorie zu überprüfen. Nicht umsonst beginnt ein bekannter Physikerwitz mit: "Wir betrachten eine idealisierte Kuh auf einer Wiese. Diese Kuh hat die Form einer Kugel vom Durchmesser von 2m. Die Reibung mit der Wiese wird vernachlässigt..."
Betrachten wir nun den Umgang des Menschen mit der Erde. Zu Beginn der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert hat der Mensch begonnen, im großen Stil fossile Energieträger zu verbrennen und damit seine Umwelt stark zu beeinflussen. Irgendwann im 19. Jahrhundert überschritt man dabei den Punkt, bei dem mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen wurde, als gleichzeitig aus ihr entnommen wird. Die Variable "Kohlendioxidkonzentration" wird seitdem kontinuierlich vergrößert [1].
Mit der Zeit kamen weitere "Variablen" hinzu, an denen wir herum schrauben:
"Waldfläche": Wälder wurden und werden in einem dramatischen Ausmaß abgeholzt. Diese und insbesondere die der Tropen sind dabei unverzichtbar für das Weltklima durch ihre Funktion als Sauerstofflieferanten, Kohlendioxidverbraucher und "Luftbefeuchter".
"Umweltverschmutzung": In die Weltmeere schütten wir unseren Plastikmüll, Weltkriegsbomben, Sondermüll und radioaktive Stoffe werden hier entsorgt. Fische werden ohne Rücksicht auf Verluste mir Schleppnetzen gefangen, bis weite Teile des Meeres nur noch eine tote Zone sind.
""Artenvielfalt: Wir schränken den Lebensraum von Pflanzen und Tieren durch Zerstörung ihrer Lebensräume ein. Arten der Flora und Fauna werden zurückgedrängt oder vollständig vernichtet. Monokulturen, die wir fördern, haben fehlende Abwehrkräfte und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern und invasiven Arten.
"Soziale Ungerechtigkeit": Wir kaufen Produkte, die unter fragwürdigen Bedingungen für Arbeiter und Umwelt hergestellt werden und ignorieren die Auswirkungen auf die dortige Umwelt.
Für diese Variablen könnte man hier unfassbar viele Einzelbeispiele aufzählen. Letztlich ist die Kernaussage aber, das wir als Menschheit gerade dabei sind, an zu vielen Stellschrauben der Erde herumzudrehen. An so vielen, dass ein seriöser Wissenschaftler zum Ausgang dieses "Experiments" nur eins sagen kann: Nichts ist vorhersehbar. Es kann sein, dass die Auswirkungen gering bleiben, es kann aber auch sein, dass wir dabei sind, unser eigenes Grab zu schaufeln. Zudem verstehen wir immer noch nicht alle Zusammenhänge zwischen unserem Handeln und den Einfluss auf die Natur auf großen Skalen. Viel zu viele Dinge hängen miteinander zusammen, alles ist irgendwie miteinander verknüpft.
Das ist ein Grund, warum das "Experiment" Erde doof ist - seine Nicht-Vorhersagbarkeit. Der zweite Grund: Wir haben nur eine Erde und können keinen zweiten Versuch durchführen. Wir können nicht die Zeit zurückdrehen und nochmal von vorn anfangen.